Montag, 29. Januar 2007

Eine Nacht - Ein Traum II.

Nach rauschendem Auftritt – dieser Taxifahrer fuhr doch tatsächlich die Rampe hinauf und bis vor die Türe – und Abwurf von etwa drei draußen dringend benötigten Schichten ging das Vergnügen erst richtig los. Ehemalige Professoren, die entweder fünfzehnminütige Tiraden losließen, nachdem man sich durch eine Begrüßung verraten hatte, oder solche, die Telefonnummern und E-mailadressen für jetzige Schüler/Töchter/sonstwas erbaten. Daneben obligatorisches Ballprogramm mit weißgewandeten Debütantinnen und nervös gehusteten Reden.

Lichtblicke bildeten allerdings lang nicht mehr gesehene Schulkollegen (bzw. hauptsächlich -innen) und nette Konversation mit mitgeschleifter Begleitrunde. Nachdem sich der angeheuerte DJ schließlich unser erbarmte und begann, Musik aufzulegen, hob das die Stimmung umso mehr. (Ich weigere mich, das mit der zunehmenden Menge an geflossenem Alkohol in Korrelation zu bringen). Zusammen mit einer tanzbewährten Freundin warf ich mich also – allen zu langen Röcken und zu hohen Schuhen dieser Welt zum Trotz – auf die Tanzfläche und machte mich daran, die sorgsam gesteckte Frisur zu ruinieren.

Bei gekonntem Ignorieren der eigentlichen Musik und der Konzentration aufs pure Tanzen hatte ich nach einiger Zeit sogar ein schiefes Lächeln für den herumirrenden Fotographen (Pärchen bevorzugt) über. Inzwischen natürlich nur noch in halber Pracht, denn das Tanzen mutierte zunehmend zum Ganzkörperworkout in Saunaumgebung. Nach kleineren Unterbrechungen wie Mitternachtseinlage und Kürung des Ballkönigpaares konnte ich zu etwas rockigeren Klängen sogar den Meinigen auf die Tanzfläche locken (wiederum sehe ich persönlich keinerlei Verbindung zu konsumierten Getränken), wo er tatsächlich auch still leidend mehr als ein Lied und sogar „I’ve had the time of my life“ ertrug.

Nach diesen Heldentaten setzten dann doch langsam die ersten Ermüdungserscheinungen ein und neben meinen bereits schmerzenden Füßen hatte ich ebenfalls einen der Stäbe meines Oberteils so gebrochen, dass er sich unangenehm in meinen Bauch bohrte. Nachdem klar wurde, dass sich um uns herum ohnehin schon alles leerte (manche gingen freiwillig, manche wurden gegangen), machten wir uns nach einem letzten Tanz ebenfalls ans Aufbrechen. Von einer großen Verabschiedungsrunde führte der Weg direkt in knöchelhohen Schnee, was mir mit offenen Schuhen besonders gut bekam – aber immerhin wurde der Fuß gekühlt.

Zuhause angekommen ließ ich mich dann aus meinem Kleid schälen, was eine doch etwas größer als angenommene, verbrennungsähnlich aussehende Reibungswunde zum Vorschein brachte. Nach kurzem Gefluche – ich meine, wer war eigentlich für dieses Kleid verantwortlich!? – und der Suche nach etwa zwanzig gut versteckten Haarnadeln fand ich auf schmerzenden Fußsohlen dann doch noch den Weg ins Bett.

Eine Nacht – ein Traum? Zumindest gut geschlafen habe ich.

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